Mittwoch, 1. März 2017

Lagerung von Saatgut


Nach der Ernte muss das noch ungereinigte Material getrocknet werden. Es enthält oft ganze Fruchtstände mit Stängeln und Blättern, an denen die Samen noch in den Kelchen drinstecken. Idealerweise erntet man bei trockenem Wetter, sodass das Pflanzenmaterial möglichst wenig Restfeuchte aufweist. Aber das geht nicht immer. Daher: ab in den Trocknungsraum. Wir nutzen einen relativ geräumigen Heizraum, in dem die Luftfeuchtigkeit immer sehr niedrig ist. Ein Heizrohr habe ich extra nicht gedämmt (der Kaminfeger hats nicht gemerkt), und daher liegt die Temperatur für die Trocknung immer im Idealbereich (nicht unter 18°C). 2-3 Wochen reichen völlig aus, dann kann man mit der Weiterverarbeitung beginnen. Im Saatgut-Business finden oft teure Trocknungsschränke Verwendung. Bei unserer Betriebsgröße und den zu verarbeitenden Mengen ist das aber nicht nötig - aktuell kommen wir noch sehr gut zurecht.



Verwenden Sie niemals Plastiktüten, sondern immer Papiertüten, wenn Sie Samenstände ernten und lagern. Erst wenn Trocknung und Verarbeitung vollständig abgeschlossen sind, kann man die Samen in Druckverschlussbeutel abfüllen. Größere Mengen, besonders wenn sie noch nicht ganz so trocken sind, lassen sich auch gut in Leinensäckchen lagern - so werden sie von den Großhändlern oft geliefert. Diese Leinensäckchen sind auch atmungsaktiv, aber für den Hobbygärtner nur schwer zu bekommen. Für den Hausgebrauch sind aber Druckverschlussbeutel die Verpackung der Wahl. Sie haben sich als besonders effektiv für den langjährigen Erhalt der Keimfähigkeit erwiesen, darüberhinaus sind sie sehr kostengünstig. Auch wenn man Plastik eher ablehnend gegenübersteht - ein bischen, an der richtigen Stelle eingesetzt, muss dann doch sein. Hier ein kleiner Blick in unseren Lagerraum.



Der letzte Verarbeitungsschritt ist das Abwiegen und Abfüllen in die Portionstüten. Wir verwenden nach wie vor die kleinen Tütchen aus stabilem 80g-Papier. Nicht nur aus Umwelt- und Kostengründen, sondern auch weil ihre Funktionalität bei der Aussaat unübertroffen ist. Wie oft haben wir beim Aussäen geflucht, wenn wir von anderen Anbietern eingeschweisste Tüten aus Plastik oder Alu-Verbundmaterial erhalten haben, oder labbrige, dünne Pergamintüten.  

 MUSS MAN SAMEN LUFTDICHT EINSCHWEISSEN ?

Wir halten das für unnötig, umweltschädlich und kostenintensiv. Bei normaler Lagerung (trocken, dunkel, Temperatur unter 20°C) bietet das Einschweissen der Samen keinen großen Vorteil. Bei der einen oder anderen Sorte mag sich die Keimfähigkeit noch mal um 1-2 Jahre verlängern, meist sind die Vorteile aber marginal. Welcher Hobbygärtner will die Samen mehr als zwei Jahre daheim aufbewahren, nachdem er sie gekauft hat ? Einmal geöffnet, ist der ganze Vorteil sowieso dahin. Die großen Samentütenproduzenten stellen Millionen Tütchen auf Halde her. Das, und die Kundenpsychologie (eingeschweisst wirkt angeblich frischer, professioneller...) ist der einzige Grund fürs luftdichte Abpacken von Samen. Noch vor 30-40 Jahren waren die umweltfreundlichen Papiertütchen der ganz normale Standard. Wir verpacken immer nur kleine Mengen (meist 20-80 Stück), was den Bedarf weniger Wochen bis Monate deckt. Hier noch ein Blick ins Warenlager. Jeder Sorte sind feste Plätze zugewiesen.



Gute Lagerbedingungen sind bei einer Luftfeuchtigkeit von 40-55% gegeben. Will man das haben, braucht man einen Luftentfeuchter. Der muss nicht immer laufen, aber doch so jeden zweiten Tag. Noch idealer wären 30%. Der Energieverbrauch wäre aber immens und stünde in keiner vernünftigen Relation zum Nutzen.