Sonntag, 17. April 2016

Tips für eine gelungene Aussaat

Die AUSSAAT. Für viele unserer Kunden ein großes Thema, vielleicht ein zu großes. Man sollte niemals 100% nach Rezept und Vorgabe vorgehen, damit wird man garantiert nicht glücklich. Manche Kunden möchten z.B. exakte Angaben zum Aussaattermin, zur Aussaatdichte, zu Temperaturen, oder der Dicke der Erdabdeckung. Mein Tip, wenn es sich nicht gerade um einen Kaltkeimer handelt, oder um etwas sehr Spezielles: Säen Sie einfach, probieren Sie es aus, haben Sie keine Hemmungen ! Die meisten Pflanzen keimen früher oder später, egal, ob viel oder wenig Erde über die Samen gelegt wurde, hohe oder niedrige Temperaturen vorherrschen, dichte oder weniger dichte Aussaat praktiziert wurde. Irgendwas kommt fast immer !

Im Grunde genommen ist die Aussaat eine recht simple Sache. Man braucht:
1. eine qualitativ hochwertige Aussaaterde
2. ein Gewächshaus (egal ob klein oder groß), auf jeden Fall sollten Wind und Wetter nicht direkt auf die Aussaat einwirken können.
3. viel Tageslicht, am besten von oben (Fensterbank ist problematisch - das reicht oft nicht aus)
4. tägliches Gießen (dauerhaft feucht halten)

Dann kann eigentlich nicht mehr viel schief gehen.

Als Aussaatgefäße verwenden wir seit vielen Jahren die eigentlich für die Staudenkultur üblichen 9cm-Töpfe.


Früher haben wir auch diese Styroporgefäße für die Aussaat verwendet, oder runde Schalen. Aber die Aussaat in Vierecktöpfe erwies sich als die platzsparendste und effektivste Methode.


Wir füllen die Töpfe nur zur Hälfte mit Erde auf. Die Samen werden gewissermaßen tiefergelegt, in eine geschützte Athmosphäre, die eine Austrocknung weniger begünstigt. Und, naja... die Erde ist recht teuer, da will man doch nichts verschwenden... und die jungen Pflänzchen sollen auch nicht so tief wurzeln, sonst kann man sie später schlecht pikieren.


Gute Aussaaterde sollte möglichst feinkrümelig sein und immer Perlit enthalten, ein zermahlenes vulkanisches Gestein. Das sind die harten weissen Krümelchen in der Erde. Bevor man die Aussaatgefäße füllt, muss man die Erde gut auflockern, noch vorhandene Klumpen (auch die kleinen) sollte man alle mit den Handflächen zerreiben. Das dauert seine Zeit, ist aber wichtig !

Und dann natürlich die Ettikettierung. Solche Stecketiketten bekommt man nur selten im Baumarkt, besser im Internet-Versandhandel. Es gibt verschiedenste Größen. Wir verwenden am liebsten 12x1,8cm oder 10x1,6cm. Man kann sie z.B. bei Ebay kaufen und die sind nicht teuer (z.B. 200 St. für 6,90€). Wir kaufen sie natürlich in größerer Menge und noch viel günstiger beim Fachbedarf.

Verwenden Sie bitte nur Bleistifte zur Beschriftung (Härte B). Auf keinen Fall herkömmliche Permanent-Marker (wie z.B. Edding) - die Schrift bleicht im (UV-)Licht schon nach 1-2 Wochen aus, und am Ende kann man gar nichts mehr lesen.


Unsere kleinformatigen, inzwischen vielleicht etwas altmodisch daherkommenden Papiertütchen sind für die Aussaat so ziemlich das Bequemste, was man sich vorstellen kann. Man reisst sie knapp oberhalb des Logo-Streifens auf... knickt evtl. einen Falz rein - und dann gehts los !  Wir bleiben auch künftig bei diesen Tüten - auch aus Umweltgründen.







Das ist jetzt aber zu dicht, oder ? Kann schon sein, aber nur keine Panik ! Beim späteren Pikieren sollte man eh ein kleines Tuff aus mehreren Keimlingen nehmen. Am Ende setzt sich die stärkste Pflanze durch, oder auch mehrere gleichzeitig, wenns später ein Polster werden soll.


Und jetzt siebt man Erde drüber. Über den Daumen gepeilt: etwa samendick. Bei Dunkelkeimern (wie z.B. vielen Malvengewächsen) darfs ruhig 1 cm sein. Die meisten Pflanzen keimen jedoch besser im Licht. Also dann doch nicht zu viel Erde verwenden ! Bei sehr feinen Samen besser gar keine Erde drüber.


Und nun Andrücken - ein Standard-Arbeitsgang, den man nicht vergessen sollte ! Wir verwenden dafür kleinere Töpfe aus Uralt-Produktion mit komplett flachem Boden (die gibts leider nicht mehr). Aber man kann sich leicht selbst was basteln oder irgendwelche passenden Gegenstände dafür zweckentfremden.


Dann gut angießen... nach einer Viertelstunde noch einmal. Bei trockener Aussaaterde geht es einige Zeit, bis der Ballen komplett durchfeuchtet ist. Das muss aber sein.


Nach ein paar Tagen zeigt sich schon der erste grüne Flaum, bei Schnellkeimern wie z.B. Färberkamille (Anthemis tinctoria) oder Schafgarbe (Achillea) und vielen Einjährigen. Nach 10-14 Tagen sieht es ungefähr so aus, wie auf dem nächsten Foto. 

Natürlich gibt es eine Menge Arten, die erst später keimen. Man muss dann schon aufpassen, dass die Oberfläche nie ganz austrocknet. Bei bedecktem Himmel und feuchtkühler Witterung sollte man sich immer zurückhalten und je nach Bedarf nur ca. alle zwei Tage wässern. Zu viel Gießen ist nämlich auch nicht gut ! Dicht gesäte, schon weiter entwickelte Keimlinge können in zu feuchtem Milieu leicht die sogenannte Umfallkrankheit bekommen und wegfaulen. Daher ist es geboten, nach 2-3 Wochen die bereits weit entwickelten Sorten von den anderen zu trennen, die noch mehr gegossen werden müssen. Man kann natürlich gleich so aussäen, dass schnell keimende Saat mit langsam keimender gar nicht erst zusammenkommt. Aber das ist mir zu kompliziert, dafür säen wir viel zu viel aus.


Diese Keimlinge sind noch sehr klein, man kann sie noch nicht pikieren. So feine, zarte Hände hat wohl niemand.



In der Regel dauert es von der Keimung bis zum Pikieren etwa einen Monat, bei manchen Sorten gehts auch schneller. Bei anderen kann es mehrere Monate dauern - das sind dann oft Arten mit sehr kleinen, reservestoffarmen Samen, wie z.B. Heuchera oder Steinbrech (Saxifraga). Eine starre Regel gibt es da nicht. Man muss sich schon jede einzelne Sorte genauer anschauen und feststellen, wann die Jungpflänzchen groß genug sind. Meistens ist es dann der Fall, wenn die ersten Folgeblätter erscheinen. Die Keimblätter sind fast immer ganzrandig und unterscheiden sich bei den meisten Arten markant von den Folgeblättern. Auf dem nächsten Foto kann man das gut sehen. Diese Sorte (eine Schafgarbe) kann jetzt schon pikiert werden.


Zum Thema Pikieren gibts dann später einen extra Beitrag !

Samstag, 9. April 2016

Frühblüher, Zweiter Teil

Letzten Sonntag war ich in der Gegend von Kandern, am Südwestrand des Schwarzwalds unterwegs. Überwiegend Laubwälder auf (bodensaurem) Buntsandstein, in den unteren Bereichen aber auch kalk- und nährstoffreichere Flussablagerungen mit Übergang zum Muschelkalk. Da gab es an Frühblühern schon einiges zu sehen...

Buschwindröschen (Anemone nemorosa) sind ja nichts Ungewöhnliches, aber immer wieder ein schöner Anblick. Sie lassen sich leicht im Garten ansiedeln, man braucht nur ein paar Rhizome, und die treiben jedes Jahr wieder aus und vermehren sich. Diese Anemone wächst nicht nur im Wald, sondern in den Mittelgebirgen auch an sonnigen Böschungen, wo es aber nicht zu trocken sein darf und keine Mahd erfolgt. Wir bieten auch Samen an. Wie erfolgreich die Ansiedlung über Samen ist, dazu habe ich bisher noch keine Rückmeldung erhalten und auch keine eigene Erfahrung gemacht (denn wir haben sie sowieso im Garten, wild). Das Buschwindröschen ist ein Kaltkeimer und bestimmt nicht ganz einfach. Ich könnte mir auch vorstellen, dass Direktsaat in Frage kommt. Wer dazu was beisteuern kann, möge es hier bitte als Kommentar veröffentlichen.



Warum gibt es wohl so viele Kaltkeimer unter den Frühblühern des Waldes, wie z.B. auch die folgende Hohe Schlüsselblume (Primula elatior) ? Die Antwort ist nicht so schwierig. Die Samenreife erfolgt ab Ende April/Mai. Bis dahin haben längst die Bäume ausgetrieben und der Wald wird dunkel. Es wäre fatal, wenn die Samen jetzt keimen würden... wenig Licht, relative Trockenheit - ganz schlechte Verhältnisse, kaum eine Jungpflanze hätte eine Chance, sich zu etablieren.


Wenig bekannt, aber im Frühjahr doch recht recht auffällig sind die Milzkräuter, Gattung Chrysosplenium, aus den Steinbrechgewächsen. Sie kommen an feuchten Standorten vor, oft bachbegleitend. In Quellnischen und an dauerfeuchten Hängen können sie große Flächen einnehmen und den Waldboden in eine gelbgrüne Farbe tauchen.


 Es gibt zwei Arten: auf sauren Urgesteinsböden, oder auf Buntsandstein tritt Chrysosplenium oppositifolium, das Wechselblättrige Milzkraut bestandsbildend auf (siehe vorheriges und das folgende Foto). Es ist die kleinere Art, mit gegenständigen Stängelblättern.


Die in weiten Teilen Deutschlands häufigere Art ist das kräftigere Wechelständige Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium, folgendes Foto). Die Hochblätter besitzen einen stärkeren Gelbton und die nierenförmigen Grundblätter sind deutlicher gekerbt und zerstreut behaart. Die Stängelblätter sind wechselständig. Mit ein wenig Übung sind die beiden Arten leicht auseinanderzuhalten. Die Samen sind staubfein, wie bei den meisten Steinbrechgewächsen üblich. Eigentlich werden sie in Massen gebildet, aber ich kenne keinen einzigen Samenhändler, der die Milzkräuter im Angebot hat. Dazu muss ich dringend mal recherchieren...


Huflattich hat vielleicht den lustigsten botanischen Namen überhaupt: Tussilago farfara ! In den Tälern, an wärmebegünstigten Standorten fängt er schon im Februar an zu blühen. Zur Fruchtbildung verlängern sich die Stängel - so kann der Wind die Samen besser verteilen.

Früher fand Huflattich oft als Teepflanze Verwendung, denn er wirkt tatsächlich schleimlösend und lindert Husten und Heiserkeit. Leider enthalten die wilden Herkünfte einiges von den als krebserregend eingestuften Pyrrolizidinalkaloiden. Also besser die Finger davon lassen ! Seit neuestem gibt es aber PA-freie Züchtungen. Mal schauen, ob der Huflattich dadurch ein Revival als Heilpflanze erlebt.

Interessant ist die sehr kurze Keimfähigkeit der Samen... bereits nach wenigen Monaten geht sie verloren. Huflattichsamen sind daher selten im Angebot. Man müsste sie praktisch direkt von der Pflanze ins Tütchen packen. Mal schauen, ob es mir gelingt, dieses Jahr Samen zu sammeln. Man hat zu dieser Jahreszeit eh alle Hände voll zu tun, deshalb habe ich bisher die Finger davon gelassen.